Flüchtlinge – Segen oder Fluch für die deutsche Wirtschaft?

Das Wort „Flüchtlingskrise“ ist in aller Munde. Doch wie wirkt sich der Zustrom an Flüchtlingen auf die deutsche Wirtschaft aus? Darüber gibt es unterschiedliche Meinungen. Die Optimisten sehen in den Einwanderern die Fachleute von morgen, die Pessimisten die nächste Generation der Harz IV Empfänger.

Interessant ist die Aussage von Detlef Scheele, Vorstand der Bundesagentur für Arbeit. Er meint, dass der deutsche Arbeitsmarkt jährlich 350.000 Flüchtlinge aufnehmen könnte. Das würde auch keine bedrohliche Konkurrenz für arbeitslose Deutsche bedeuten. (Quelle: n-tv)

Ich persönlich möchte Ihnen gerne einmal 5 Branchen vorstellen, in denen ich Vorteile des Flüchtlingszustromes sehe.

1) Flüchtlinge für’s Handwerk

Immer weniger deutsche Arbeitskräfte interessieren sich für eine Anstellung im Handwerk. Industrie und Handel werden bevorzugt. Und doch werden jährlich mehr Fachkräfte im Handwerk benötigt. Zuletzt blieben 17.000 Lehrstellen unbesetzt. Hierbei könnten Flüchtlinge Abhilfe schaffen.

Das Handwerk ist demgegenüber auch recht aufgeschlossen. Es zählt weniger, wo man her kommt, sondern mehr wo man hin will. Viele Flüchtlinge aus Afrika und dem arabischen Raum wurden bereits als Metallbauer, Maler und Lackierer ausgebildet und eingesetzt. Auch aus dem Einwandererzustrom der 90er haben wir gelernt und sind froh, heute ausländische Fachkräfte im Handwerk einsetzen zu können.

Mein Fazit: Flüchtlinge könnten den Mangel an Fachkräften im deutschen Handwerk aufbessern, doch wir müssten alle mithelfen.

2) Gastgewerbe – Chance für Flüchtlinge

Seit Jahren wächst die Beschäftigung im Gastgewerbe. Mitte 2015 blieben 32.000 Arbeitsstellen im Gastgewerbe und auch 7.000 Ausbildungsplätze unbesetzt. Immer mehr angehende Köche und Kellner brechen ihre Ausbildung ab und suchen etwas anderes.

Gaststätten und Hotels können und möchten deshalb mehr Ausländer anstellen. Sie möchten bezüglich Speisen und sprachlichen Kenntnissen international aufgestellt sein. Sie suchen vor allem belastbare und motivierte Mitarbeiter. Eine Chance für Flüchtlinge.

Mein Fazit: für das Gastgewerbe könnten Flüchtlinge eine einmalige Chance darstellen. Natürlich müssten sprachliche Voraussetzungen erfüllt sein, doch andererseits sind Fremdsprachenkenntnisse auch Vorteile für Gastgewerbe und Tourismus.

3) Flüchtlinge für den Pflegebereich

Die Pflegebranche leidet unentwegt unter Personalmangel. Gerade bei Flüchtlingen könnten einige ausbildungsbereite Einwanderer gefunden werden. Doch es gibt ein Problem: die meisten Flüchtlinge sind Männer. Und in vielen Ländern und Kulturkreisen gelten Pflegeberufe einfach noch als Berufe für Frauen.

Mein Fazit: das Potential für lernbereite Flüchtlinge ist gegeben, allerdings eher für Frauen als für Männer.

4) Zeitarbeit als Integrationshilfe

Zurzeit gibt es zwischen 140.000 und 240.000 freie Stellen in der Zeitarbeit. Und gerade die Zeitarbeit hat unter Beweis gestellt, dass sie Migranten, Langzeitarbeitslose und andere Gruppen, die es am Arbeitsmarkt schwer haben, integrieren kann.

Auch das Profil eines typischen Zeitarbeiters entspricht dem Profil des typischen Flüchtlings: überwiegend jung, männlich und bereit, jegliche Tätigkeit zu verrichten.

Mein Fazit: Flüchtlinge ohne anerkannte Ausbildung könnten über die Zeitarbeit den Einstieg in den deutschen Arbeitsmarkt schaffen. Allerdings muss der Gesetzgeber mitspielen. Bisher dürfen Flüchtlinge erst nach 15 Monaten in der Zeitarbeitsbranche einsteigen, außer es handelt sich um einen sogenannten Mangelberuf. Außerdem müssten wir gewährleisten, dass die Flüchtlinge schnell die deutsche Sprache erlernen und nicht in einem bestimmten Lohnniveau stecken bleiben.

5) Flüchtlinge für die Logistik

LKW Transporte nehmen zu, doch immer mehr Fernfahrer gehen in den Ruhestand. Speditionen und andere Logistikunternehmen suchen Berufsfahrer, finden aber keine.

Die Anforderungen sind recht einfach: vor allem Fahrerlaubnis, Durchhaltevermögen und Zuverlässigkeit. Gute Deutschkenntnisse? Von Vorteil, aber nicht unbedingt nötig.

Mein Fazit: gerade für die große Anzahl an männlichen Flüchtlingen wäre die Logistikbranche eine perfekte Einstiegchance ins Arbeitsleben in Deutschland.

Flüchtlinge – Segen oder Fluch für die deutsche Wirtschaft? Grundsätzlich denke ich, dass einige Möglichkeiten gegeben sind, Flüchtlinge im Arbeitsmarkt Deutschland zu integrieren. Vor allem im Handwerk, im Gastgewerbe, in der Pflege, in der Zeitarbeit und in der Logistik sehen wir nicht nur Potential, sondern auch einen Bedarf, den Flüchtlinge ausgleichen könnten. Weitblickend würde ich sogar noch andere Branchen, wie z.B. die IT Branche miteinbeziehen, aber dazu ein anderes Mal mehr.

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